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Chronik der Schule Horst.
Ostflüchtlinge:
Im Juli 1947 trafen zweimal Flüchtlinge aus dem Osten in unserem Dorfe ein.
Eine Familie von 5 Köpfen, eine mit 6 Köpfen. Durch die Vermittlung des Ortsbürgermeisters und des Pfarrers konnten die Leute rasch, reibungslos und
zufriedenstellend untergebracht werden. Die Schülerzahl erhöhte sich dadurch
um einen Jungen auf 59 Köpfe. Der Sommer 47 war außergewöhnlich heiß und
trocken. Gleich nach dem Heu wurden in überstürzender Hast Gerste, Roggen,
Weizen und Hafer eingefahren, so daß das Getreidefeld in den ersten
Augusttagen restlos leer war. Das Getreide war notreif, die Körner waren
klein und leicht geblieben. Das Gras auf den Wiesen verbrannte in der
Sommerhitze. Die Futternot war groß, zumal auch keine Rüben gesät werden
konnten.
Wieder Ostflüchtlinge:
Im September werden wieder mehrere Familien, aus dem Osten vertriebene,
zugeteilt. Den Einweisungen wurde leider von den Wohnungsinhabern erheblich
Widerstand entgegengesetzt. Trotz energischen Eingreifens der Polizei mußte
ein Teil der Flüchtlinge in dem vorderen Schulsaal auf Stroh untergebracht
werden. Eine 5 köpfige Familie hat fast so Wochen auf eine Wohnung in
einem Privathaus warten müssen. Die Anzahl der Schulkinder steigt auf 61.
St.Martin:
An der Sammlung für die St. Martinsbescherung beteiligten sich zum ersten Mal
außer Lehrer und Pfarrer einige Herren des Gemeinderates, so daß die
Gesamtvorbereitung für die Martinsfeier auch auf ein größeres Gremium
verteilt werden konnte.
Schulkindspeisung:
Im Dezember wurde die Beteiligung an der Schulspeisung vom Kreisschulamt
zunächst auf 30 Köpfe und anschließend auf 25 Köpfe eingeschränkt.
Elternabend:
Auf Einladung durch den
Lehrer fanden sich am Sonntag den 1.2.1948 die Schüler, ihre Eltern sowie der
Ortspfarrer und der Ortsbürgermeister zu einer Schulveranstaltung zusammen.
Gesänge und Gedichte, von Schulkindern aller Jahrgänge vorgetragen,
umrahmten die Ausführungen des Lehrers, die sich mit den Zielen einer
katholischen Schule und den derzeitigen allgemeinen und örtlichen
Schwierigkeiten auseinander setzen. Der Abend wurde beschlossen mit dem Spiel,
Kasperl`s Erlebnisse auf dem Mond, das von den Kindern der Oberklasse mit
selbstgebastelten Spielpuppen auf selbst hergerichteter Bühne aufgeführt
wurde.
Schulkinderspeisung:
Um eine Erhöhung der im Dezember vergangenen Jahres auf 25 festgelegten
Teilnehmerzahl der Schulspeisung zu erreichen und die Teilnehmer gerechterweise namentlich festzulegen, erwirkte der Lehrer in Zusammenarbeit
mit den Kollegen aus Porselen und Hülhoven eine amtsärztliche Untersuchung
aller Schulkinder. Es wurden 40 Kinder bedürftig
befunden. Am 23.3.1948 entließ die Schule 8 Kinder (2 Jungen, 6 Mädchen) ins Leben. In
Gegenwart ihrer Eltern und des Ortspfarrers bereiteten die zurückbleibenden
Kinder ihren scheidenden Kameraden und Kameradinnen eine schlichte
Abschiedsfeier. Mit 8 Neuaufnahmen (5 Knaben, 3 Mädchen) bleibt die
Schülerzahl 61.
Reparaturen und
Bauarbeiten:
Gegen Ende des Schuljahres ist es nach vielen vergeblichen Mühen endlich
gelungen, gegen Aufbringung von Altmaterial die Pumpenanlage in Ordnung zu
bringen, so daß die Wasserleitung erstmalig nach der Evakuierung 1944
reibungslos funktioniert. Dagegen sind die Dächer der Lehrerwohnung und der
Schule immer noch nicht fachmännisch überholt. Ebenfalls ist die weiter
oben schon erwähnte Jauchegrube, die bereits im Mai vergangenen Jahres
ausgehoben wurde, immer noch nicht fertiggestellt. (Hast du Eier, Butter,
Speck, kriegst du auch dein Dach gedeckt!) gilt z.Zt. für jeden Handwerker.
Kopfgeld:
Am 24 Juni 1948 war das Schullokal Auszahlungsstätte für das Kopfgeld in
neuer Währung. Die "Reichsmark" für die schon seit geraumer Zeit
so zu sagen nichts zu haben war, verlor ihre Gültigkeit. Die DM wurde neues
Zahlungsmittel. In Horst wurden für 438 Köpfe 17520,- Mark des neuen Geldes
herausgegeben. An diesem Sonntag war das Barvermögen aller Bewohner gleich
groß, nämlich 40,-DM je Kopf. Es war bemerkenswert die Kaufkraft des neuen
Geldes zu beobachten. An den ersten Tagen nach dem "Schnitt" wurde
das Pfund Butter angeboten zu 3,-DM, vorher hatte es 200-300 RM gekostet. Als
erste Folge der nunmehr sich zeigenden Geldknappheit mußte die Speisung der
Schulkinder durch die so genannte "Schulspeisung" wegfallen. Die
Eltern erklärten das Geld dafür 0,50- 1,50 DM, je nach häuslichen
Verhältnissen, nicht aufbringen zu können. Schließlich beschloß am 5. Juli
1948 die Gemeindevertretung die Speisung einzustellen. Die Schulspeisung war
manchem Kinde in schwerer Notzeit ein fühlbarer Zusatz.
Diphtherie:
Im Monat März herrschte im Dorf die Grippe. Die Versäumnisse wegen
Krankheit betrugen 10%. Es kamen unter den Schulkindern zwei Fälle von Diphtherie vor. Der Kreisarzt ließ von allen Schulkindern und vom Lehrer und
seiner Familien Abstriche untersuchen, um dem weiteren Umsichgreifen der
Krankheit vorzubeugen,
Ostern 1949 wurden keine Schüler entlassen. Die Entlassung kann erst im
Herbst stattfinden, da zu diesem Termin erst acht Schuljahre voll sind. Es
wurden 4 Neulinge (3 Mädchen und 1 Junge) aufgenommen. Damit stieg die Zahl
der Schüler auf 59. Ab Ostern bildeten 7 von den 9 nicht entlassenen
Schülern eine Abschlußgruppe, die zwar wegen Zeitmangel im Rahmen der
übrigen Klasse befreit, aber doch nach Können gefördert wurden,
die einen Übergang zu den Stoffen der Berufsschule bildeten.
Bautätigkeiten:
In der Woche nach Ostern kam die mit langer Zeit aus Geldmangel stecken
gebliebene Bautätigkeit an der Schule wieder in Fluß. Der
Jauchekeller, von dem bereits weiter vorne berichtet wurde, immer noch ohne
Anschluß an die Klosetts, wurde nun fertig gestellt. Das Dach der Bedürfnisanstalt
wurde repariert und die Abschlußmauer des Schulgrundstückes nach der Straße
hin wieder aufgezogen.
Keuschhusten:
Seit Ostern herrscht unter den Kleinkindern des Dorfes Keuschhusten, der
anscheinend aus dem Kindergarten in Randerath übertragen wurde. Am 24 Mai
sind auch 2 Schulkinder von der Krankheit betroffen. Eines davon ist die
Tochter des Lehrers. Der Schulrat ordnet Schließung der Schule bis zu den
Pfingstferien am 3.6.1949 an, um eine Weiterverbreitung der Krankheit durch
den Lehrer vorzubeugen
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