Chronik der Schule Horst.


Erste Schule von Horst, heute in Privatbesitz.

Zu Anfang möchte ich bemerken, daß die hier aufgeschriebene Chronik nur ein grober Ausschnitt der Geschichte des Schulwesens von Horst sein kann. Für diese Chronik habe ich freundlicherweise alte Chroniken der Schule vorliegen die bis in das Jahr 1816 zurückgehen. Die Sütterlin-Schrift und die Ausdrucksweise dieser Schrift macht das Lesen und Schreiben nicht so einfach. Aus diesem Grunde werde ich versuchen mit den Jahren nach dem 2. Weltkrieg und dem damit verbundenen neuen Aufbau der Schule zu beginnen.
Am 13.06.1844 wurde durch Herrn Peter Braun, Bürgermeister, der Grundstein für die erste Horster Schule gelegt. Der damalige Lehrer, Herr Erdweg, legte den zweiten Stein. Ein Jahr später am 8.05.1845 konnten die Schüler mit ihrem Lehrer in die neue Schule einziehen.

Die Chronik beginnt am 15. August1945:                                                                                                 
Wiedereröffnung der Schule am 15.Dezember1945.  Nachdem bereits ab Juli 1945 ein Schulsaal als Kirche eingerichtet und für den ständigen Gottesdienst benutzt wurde, wird im Auftrag der Schulbehörde in dem zweiten Schulsaal wieder mit dem Unterricht begonnen. Frl. Nießen aus Randerath ist mit der Wiedereröffnung betraut. Nach feierlicher Rückführung des Kreuzes in die Schule, beginnt der Unterricht der 4 unteren Jahrgänge am 15. Dezember 1945. Mit Genehmigung der Schulaufsichtsbehörde zieht Frl. Nießen Kinder der Grundschule aus Randerath hinzu, um den Klassenraum voll auszunutzen. Die Zahl der Kinder steigt rasch, daß eine zweite Klasse eingerichtet werden muss, die ebenfalls von Frl. Nießen geführt wird.

3. Januar 1946:                                                                                                                                                           
Am 3. Januar.1946 wird Herr Lehrer Houtermann mit der Schule in Horst betraut. Die Horster Kinder, 54 an der Zahl, werden wieder in einer Einklasse zusammengefaßt und erhalten 24 Stunden Unterricht wöchentlich. Frl. Nießen behält für die Randerather Schuljugend ebenfalls 24 Stunden, doch muß sie wegen der Anzahl der Kinder, 94, in zwei Klassen unterrichten, so daß jedes Kind nur 12 Stunden Unterricht in der Stunde genießt.

Im Februar 1946 wird die Schule vollständig verglast, so das die häßlichen Pappdeckel und Bretter mit denen die Fenster des Klassenzimmers und des Flures noch winterfest gemacht waren, verschwinden.

Ab dem 18. März. 1946 gehört der Schulsaal wieder ganz der Schule Horst. Randerath hat einen Behelfssaal errichten lassen und behält seine Kinder zum Unterricht in Randerath. Die Horster Schule unterrichtet wieder voll. Der Unterricht findet, solange der Lehrer täglich von Oberbruch kommen muß, nur vormittags von 8-13 Uhr statt. Die Lehrerwohnung ist trotz vielseitiger Bemühungen immer noch nicht bezugsfertig. Einige Glasscheiben sind eingesetzt. Der Zimmermann hat den Dachstuhl wieder hergerichtet. Giebel und Schornstein sind noch aufzurichten und das Dach zu belegen.

Am 26.März.1946 werden 4 Knaben und 3 Mädchen ins Leben entlassen. Eine schlichte Feierstunde vereinigte nochmals die zu Entlassenden und ihre Eltern mit den Zurückbleibenden. Als Gäste waren der Pfarrer und der Oberbürgermeister erschienen. In Gedichten, Liedern und Sprüchen faßten die Kinder alles das, was die Schule an Erziehungsgut in den letzten vier Monaten heranzutragen bemüht war, noch einmal zusammen und brachten es den zu Entlassenden zu Gehör.

  

Während der Osterferien werden in der Lehrerwohnung der von den Artillerietreffern zerstörte Giebel und ein Schornstein neu errichtet. Mit einem Arbeiter der Gemeinde zusammen verlegte der Lehrer die noch vorhandenen Dachziegel. Zu beiden Seiten des Firstes bleibt das Dach offen. Es fehlen etwas 600 Ziegel. In der Erwartung, daß diesem Übelstand bald abgeholfen werde, bezieht der Lehrer die unteren Räume der Wohnung. Am Tage vor Ostern hat die Gemeinde erstmalig wieder elektrischen Strom. Das Ortsnetz, der Transformator sowie die Überlandleitung bis halbwegs Dremmen wurde in Gemeinschaftsarbeit von der Gemeinde selbst bestritten. Nun kann auch der Wasserversorgung der Schule näher getreten werden.

1946-47:                                                                                                                                                                       
Mit Beginn des neuen Schuljahrs findet der Unterricht wieder vormittags und nachmittags statt. Das erste Schuljahr beginnt mit 11 Neulingen, so daß die Gesamtzahl der Schüler 58 beträgt. Mit dem heraustreten der Kartoffelsträucher auf den Feldern macht sich auch gleich das Vorkommen der Kartoffelkäfer bemerkbar. Auf Anordnung der Behörde beginnen Suchaktionen. Unsere Schule stellt jeden Montagnachmittag 4 Gruppen, je 12 Kinder. Kartoffelkäfer werden auf jeder Parzelle gefunden.

September 1946:                                                                                                                                                       
Nach vielen Bemühungen des Pfarrers und einmütiger Zusammenarbeit aller Dorfbewohner ist es gelungen, die durch Artilleriebeschuß beschädigte Kirche notdürftig wieder herzustellen, so daß am 1. September unter Teilnahme des gesamten Dorfes das Hochwürdigste in feierlicher Prozession von der Schule, wo bisher der Gottesdienst stattfand durch die festlich geschmückten Straßen des Dorfes zur restaurierten Kirche zurückgebracht wurde. Somit steht auch der zweite Saal für den Schulbetrieb wieder zur Verfügung.                                                                                                     

Bischof-Besuch:                                                                                                                                                       
Tage später weilt der hochwürdigste Bischof Exzelenz Johannes Josef von der Velden in unserem Dorfe und spendet das Sakrament der Firmung.

Oktober 1946 Lehrerwohnung:                                                                                                                              
 Nach dreivierteljährigen eifrigen Bemühungen ist es gelungen, 600 Dachziegel zum Schließen des noch immer offenen Daches der Lehrerwohnung zu bekommen. Sie wurden gleich verlegt und zum ersten Mal nach zwei Jahren hat der Regen nicht mehr ungehindert Eintritt in die Wohnung des Lehrers. Es bleibt immer noch das Dach zu verschmieren. Auch müssen noch neue Dachrinnen verlegt werden. Im Inneren des Hauses warten der Baderaum und noch ein anderes Zimmer auf ihre Wiederherstellung so wie alle Räume auf einen neuen Anstrich.

Die Bedürfnisanstalten der Schule sind immer noch ohne Dach. Es fehlt an Holz und Dachziegel. Anträge auf Materiallieferung sind schon mehrfach gestellt. Bisher jedoch ohne Erfolg. Die beiden Schulsäle, die durch die Einquartierung und die Kriegswirren sehr gelitten hatten, wurden überholt. Decken und Wände wurden in hellen Deckfarben gestrichen. Für Türen und Fensterrahmen standen keine Farben zur Verfügung.

Wasserleitung und Heizung:                                                                                                                                
Unendlich viel Bemühungen des Lehrers hatte es gekostet, die automatische Wasserversorgung der Schule in Gang zu bringen. Die Wicklung des Motors wurde im Glanzstoffwerk in Oberbruch erneuert. Dort selbst wurde auch die Pumpe ausgeschliffen. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es endlich Wasser aus dem Brunnen bis in die Kellerräume und in ganz geringen Mengen ins Erdgeschoß zu pumpen. Danach versagte alle Kunst der Handwerker. Die Heizungsanlage konnte nicht in Betrieb genommen werden, da dazu das Wasser hätte 8 Meter hoch gebracht werden müssen. So gehen wir wieder mit einem Ofen im Klassenzimmer dem Winter entgegen. Es muß nun versucht werden, den Motor gegen einen stärkeren einzutauschen, was noch eine sehr schwierige Sache ist, da ohne jede Kompensation gearbeitet werden muß. 

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